« TEST: SEVENFRIDAY S1 / 01 | Main | TEST: REVOLO NACH MASS »

ROLLTREPPE ABWÄRTS: CHRONOSWISS

Samstag, September 09, 2017

Was waren das für Zeiten damals…. Gerd-Rüdiger Lang, Legende in der Uhrenbranche und Gründer von Cronoswiss, lächelt leicht in die Kamera und sagt: Ich habe einen Tick. Dabei zeigt er seine Uhren, die klar als Chronoswiss erkennbar sind, Menschen mit Kultur ansprechen und damit vielleicht nicht Uhren für jedermann sind.

Später erfolgt der Verkauf der Marke, die sich nicht nur in Oldtimerkreisen großer Beliebtheit erfreute, an die Schweizer Familie Ebstein. Und seitdem ist Chronoswiss im ständigen Wandel verhaftet, ein wenig erinnert das Gebaren an die steten Wechsel in der italienischen Regierung. Und tatsächlich, zur Baselworld in diesem Jahr wird auch ein Stück Bunga-Bunga präsentiert: Die Playboy-Uhr.

Der ein oder andere Kenner der Materie wird noch die von Time Force produzierten Billig-Quarzer kennen, die den Namen Playboy trugen. Letztlich passten diese ideal zur Kernmarke des Möpse-Magazins – mehr Schein als Sein. Aber Chronoswiss? Eine Automatic in schwarzer Beschichtung, auf dem Zifferblatt der Schriftzug des für seine redaktionellen Beiträge erhabenen Magazins. Die Rückseite ziert jeweils ein Playmate aus einem der 45 Jahrgänge, die das Busen-Blatt schon auf dem deutschen Markt aktiv ist. Damit ist ein weiteres Argument für den Werterhalt gegeben: Es wird nur 45 Uhren geben, jede mit einem anderen Konterfei.

Die Grafik auf dem verglasten Gehäuseboden hat einen enormen Vorteil: Dahinter kann sich das ETA 2824-2 verstecken, das via Modul zum Regulator wird. Zumindest ein klassisches Chronoswiss-Element. Aber am Rande bemerkt – bei einer Uhr wie dieser das „Stangenwerk“ schlechthin zu verwenden spricht in diesem Fall nicht für den Jubilar. 4.500 Euro soll der Zeitmesser kosten.

Die Preise für gebrauchte Chronoswiss-Uhren spiegeln den Verfall ein wenig wieder. Die Preise auf den gängigen Kaufportalen wie eBay oder Chrono24 zeigen, das eine Chronoswiss aus jeder Zeit unter der Neuausrichtung einer Marke leidet. Sicher verständlich ist das Bedürfnis, neue Käuferschichten zu erschliessen. Aber dazu sämtliches über Bord zu werfen, was einmal Teil der Markenidentität und des Selbstverständnisses war, ist zweifelhaft…..

Aber halt: Bei einer Uhr wie der Playboy-Schönheit kann zumindest ein Markenkern doch noch Bestätigung finden: Dafür braucht es einen Tick.Mein persönliches und professionelles Verhältnis zu Uhren aus dem Teleshopping ist gespalten. Bei allem Unterhaltungswert, den die Sendungen meist haben, sind die Uhren den Kaufpreis – selbst mit allen Anpreisungen und fallenden Preisen à la 1.2.3.tv – kaum wert. Umso überraschter war ich über das Angebot der Marke Constantin Weisz, eine Uhr der über den Sender QVC vertriebenen Marke zu testen.

Die Marke zählt zu den Ältesten im Teleshopping und ist seit mehr als zehn Jahren aktiv. Mit besonderen Editionen mit seltenen, mechanischen Vintage-Uhrwerken aus der Schweiz oder Zifferblättern aus Oldtimerteilen hat die Marke in der Vergangenheit bereits gezeigt, das dahinter die Leidenschaft für schöne Uhren und nicht nur schnöden Umsatz steht.

Die Testuhr ist optisch ein Klassiker – eine Bullhead, angelehnt an das Design von Seiko aus den 1970er Jahren. Damals sollten die oben liegenden Drücker und die Krone an Stoppuhren aus dem Sport erinnern, die Optik wiederum gab den Uhren den Namen Bullhead.

Retro ist immer noch in – neben Omega haben auch viele anderen Marken erst auf der Baselworld gezeigt, das der Trend noch voll lebendig ist. Diese Uhr zitiert zudem das Vorbild sehr detailliert. Auf den ersten Blick ist damit sichtbar, das diese Uhr keine der üblichen Baukastenmodelle ist, das so oder ähnlich auch mit zahlreichen anderen Markennamen zu bekommen ist. Tatsächlich wurde die Uhr auch in Deutschland endmontiert und darf daher das „Made in Germany“ auf dem Zifferblatt tragen. Zunächst die technischen Daten

Hinzu kommt eine Limitierung auf 199 Stück – die Uhren sind eigens einzeln nummeriert. Auf den ersten Blick machen Gehäuse und Armband einen soliden Eindruck. Das Gehäuse ist sorgfältig poliert, am unteren Bandanstoß findet sich ein Strahlenschliff im Edelstahl. Boden- und Deckglas wurden sauber eingepasst, beim Deckglas weiß vor allem die polierte Fase und die leichte Wölbung zu gefallen. Das Armband besteht ebenfalls aus massiven Edelstahlgliedern, die gebürstet und poliert sind. Auch hier folgt Constantin Weisz dem Vorbild aus den 1970er Jahren präzise. Die damalige einfache Blechfaltschließe ist allerdings einer wertigen und satt schließenden Drückerfaltschließe gewichen. Insgesamt gibt es kaum Kritik anzubringen – lediglich bei der Bearbeitung der Kanten hätte noch etwas Sorgfalt aufgewendet werden können.

Das Zifferblatt gehört zu den Schmankerln der Uhr. Es besteht aus zwei Lagen, die weißen Totalisatoren sind dadurch vertieft abgesetzt. Die obere Lage ist mit Sonnenschliff versehen und in Blau lackiert – gut verarbeitet und im Sonnenschein ein Genuss. Die aufgesetzten Index-Blöcken sind mit einem roten Lackakzent versehen: Zudem leuchten Indexe und Zeiger nach, zum ablesen der Zeit in der Dunkelheit ist es absolut ausreichend. Die Zeiger hätten allesamt einen halben Millimeter länger ausfallen können. Die Lünette trägt eine Einlage aus Aluminium mit einer Tachymeter-Skala. Als Uhrwerk verwendet Constantin Weisz ein SeaGull ST1940. Es basiert auf dem SeaGull ST 19, einem Handaufzug-Werk mit Schaltradchronograph. Wer das Werk kennt, weiß auch um seine Ahnen: In den 1960er Jahren verkaufte die Schweizer Venus, eine Werkefabrik, die Pläne und Anlagen für ein Uhrwerk nach China. Dort wurde aus dem Venus 175 zunächst das SeaGull ST3, und nach einer großangelegten Modernisierung das ST 19. Mittlerweiler ergänzt mit dem ST 1940 eine Variante mit automatischem Aufzug die Werkefamilie. Es gehört zu den besten und auch teuersten Werken chinesischer Fertigung und wird dementsprechend selten nur verbaut. Und tatsächlich, auf der elektronischen Zeitwaage zur Messung der Ganggenauigkeit schlägt sich das Uhrwerk sauber. Es weicht zwischen + 6 und + 9 Sekunden Vorgang am Tag ab, die Amplitude bei Vollaufzug liegt bei 310 Grad. Der Abfallfehler ist mit 0,2 ms ebenfalls gut reguliert. Das Uhrwerk ist zudem verziert – der Rotor trägt eine Perlierung, verschiedene Brücken und Kloben einen Streifenschliff. Die Schraubenköpfe wurden gebläut – allerdings nicht thermisch. Im Gehäuse befestigt ist das Uhrwerk mit einem massiven Werkhaltering aus Metall.

Echte Freude kommt bei der Nutzung des Chronographen auf: Nicht nur bleiben die Gangwerte stabil gut bei eingeschaltetem Stoppwerk, sondern alleine die Betätigung der Drücker macht Freude. Knackig und präzise rasten sie, das kann auch ein Valjoux 7750 nicht besser. Start, Stopp und Nullstellung arbeiten einwandfrei, ebenso der Handaufzug sowie die Zeigerstellung über die nicht verschraubte Krone.

Die Preisempfehlung für die Constantin Weisz Referenz 16S016CW beträgt 399 Euro. Dafür bekommt der Kunde eine Menge Uhr in ungewöhnlicher Form, die nicht der durchschnittlichen Teleshopping-Ware entspricht. Massiver Edelstahl, ein entspiegeltes Saphirglas, ein hochwertiges SeaGull-Automatikwerk mit seltener Schaltradsteuerung für die Chronographenfunktionen und dazu ein Design, das extrem selten zu finden ist. Nicht nur das Gehäuse im Bullhead-Design, auch das Armband im sogenannten Fishbone-Design der Seiko-Chronographen der 70er machen die Uhr sportlich und edel. Eine Daniel Wellington, komplett in China gefertigt und mit billigstem Quarzwerk, kostet knapp 200 Euro. Oder eine Ingersoll Wells Fargo, die ebenfalls das SeaGull ST 19 als Werk nutzt – aber nicht in Deutschland montiert wird und dennoch 398 Euro kostet….

Bitte sehen rolex replica oder Rolex Daytona

Categories:

replique Montre | replique rolex | replica horloge | replica rolex Top