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BASELWORLD: SPIONE AM WERK

Samstag, September 09, 2017

Die Fälscherindustrie steht in den Startlöchern

Im Rahmen der anstehenden Baselworld, der Weltmesse für die Uhren- und Schmuckbranche, sind auch die Fabriken für Uhrenfälschungen in China in Alarmbereitschaft. Wenn die aktuellen Neuheiten in Basel präsentiert werden, gilt es auch bei den Kopisten, schnell zu sein. Im vergangenen Jahr lagen die ersten Uhren bereits wenige Wochen nach dem Messeende als Plagiat vor. Besonders erstaunlich: Die Tudor Black Bay in Bronze, die erst zur Messe als Original in neuem Gehäusematerial vorgestellt wurde.

Der Hersteller aus der Schweiz nutzt eine Aluminiumbronze für das Gehäuse, das zusätzlich mit einem Boden aus PVD-beschichtetem Edelstahl versehen ist. So werden Irritationen der Haut vermieden.

Innerhalb kürzester Zeit in den wenigen Wochen nach der Messe kamen die ersten Bilder von Prototypen aus den Fälscherfabriken. Zwar hatten die ersten Modelle noch nicht das richtige Mischungsverhältnis der Legierung, doch auch dieser Fehler wurde schnell behoben. Seit dem Sommer letzten Jahres gibt es die Tudor Black Bay Bronze als Nachbau, der es selbst Experten schwer macht, die Fälschung von außen zu erkennen. Erst beim Öffnen des Bodens fällt auf, das statt dem neuen Tudor-Manufakturwerk lediglich ein Nachbau des ETA 2824-2 zum Einsatz kommt. Auch die Omega Seamaster 300 wurde innerhalb kürzester Zeit nach Ihrer Präsentation als Fälschung vorgestellt. Das Manufaktur-Werk mit Coaxialhemmung ist ebenfalls an Bord – so scheint es zumindest. Tatsächlich haben die chinesischen Fälscher eine komplette Werkansicht als Kalotte gestaltet, mit Schraubenköpfen, Rubinen und Schliffdekor. Diese Kalotte wird über ein einfaches Basiswerk – das Miyota 8215 – gestülpt und von der Zifferblattseite mit Briden verschraubt. Der Rotor verfügt über ein tiefes Lager, um den Höhenunterschied zwischen dem 8215 und der Dekoration auszugleichen. Die originale Unruh des Miyota-Werks scheint noch durch, um einen realistischen Eindruck zu erzeugen. Und tatsächlich, auf den ersten Blick sieht das Uhrwerk – bzw. dessen Fassade – gut aus. Allerdings ist weder die Ganggenauigkeit, noch das Verhalten des Uhrwerkes auf dem Niveau einer echten Omega. Neben der unterschiedlichen Frequenz des Werkes fällt ein Merkmal des Miyota-Werkes ins Auge: Der Sekundenzeiger macht aufgrund der indirekt angetriebenen Sekunde unregelmäßige Sprünge bzw. stottert. Und so sieht das Uhrwerk unter der Verzierung aus….

Zum 80. Geburtstag der Jaeger-LeCoultre Reverso stellte die Schweizer Manufaktur im Jahr 2011 die Grand Reverso Ultra Thin Tribute to 1931 vor. Die nur 7,2 Millimeter hohe Uhr wurde nach kürzester Zeit ebenso nachgebaut – im Unterschied zum Original allerdings mit einem Quarzwerk.

Während die Uhr also äußerlich sehr präzise dem Original entspricht, liegen die inneren Werte weit dahinter. Dennoch interessant ist die gute Ausführung des komplexen Gehäuses der Reverso. Auch die Perlierung auf der inneren Seite des Unterbodens wurde gut getroffen. Am Ende scheitert es aber manchmal an den richtigen Sprachen: Während das Original auf dem Boden die Gravur „3bar“ für die Wasserdichte trägt, ist die Fälschung „3bsr“ dicht. Manchmal ist der Unterschied so klein – und dann zum Glück so eindeutig.Wer sich in den gängigen Internetforen über Armbanduhren tummelt, kennt die Marke Parnis bereits seit einiger Zeit. Lange galten die Uhren als Geheimtipp, schnell wurden Beiträge über den Hersteller jedoch unterbunden. Der Grund lag auf der Hand: Zahlreiche Modelle waren als Hommage an ein Original gestaltet – und damit, wenn auch ohne Schriftzug eines Herstellers wie Rolex, nah an einem Plagiat.

Das soll sich mit den neuen Evolution-Modellen gründlich ändern, sagt der Deutschland-Importeur von Parnis, Watchner aus Köln. Das Design der Uhren stammt aus Deutschland, ebenso die Vorgaben an die Qualität von Gehäusen und Bändern sowie allen anderen Bauteilen. Drei Testuhren konnten zeigen, was diese Evolution hervorgebracht hat.

Alle drei Modelle kosten weniger als 200 Euro und bieten ähnliche „hard facts“:

Das Gehäuse wurde für die Modellreihe entwickelt und ist gefällig. Lünette und Boden sind 12-eckig gestaltet, der verglaste Schraubboden ist dabei dicht bis 10 Bar Wasserdruck. Auch die Krone ist verschraubt, in handlicher Größe und durch die Riffelung ideal zu verwenden. Die Gewinde von Boden und Krone sind sauber gefertigt und daher nicht nur gut zu bedienen, sondern auch langfristig stabil. Bei allen drei Uhren sind die Deckgläser aus künstlichem Saphir sauber eingepresst, auch die Bodengläser sitzen sicher in ihrer Dichtung. Das gesamte Gehäuse ist sauber gefertigt, weder stören Grate, noch scharfe Kanten. Auch die Politur ist makellos, selbst an neuralgischen Stellen wie zwischen den Bandanstößen. Markant ist auch das Zifferblattdesign. Auf den ersten Blick kommt es bekannt vor – die Marke Panerai stand zumindest mit einer Idee Pate: Das Sandwich-Dial. Hierbei sind die Indices ausgefräst, und die Leuchtmasse liegt auf einer unteren Ebene. Das verleiht dem Blatt nicht nur Tiefe, sondern macht auch einen ordentlichen Auftrag des Leuchtmittels möglich. Das beweisen alle drei Uhren in der Nacht: Es strahlt. Bei zwei der Uhren – den beiden Automatik-Modellen – leuchtet sogar der Schriftzug des Herstellers.

Das klassischste der drei Modelle (Ref. 2120 – 189,95 Euro) verfügt über Handaufzug, zum Einsatz kommt das SeaGull ST 36. Das Uhrwerk ist eine Kopie des Unitas 6497 und gilt als eines der besten Kaliber aus China. Und tatsächlich, auf der Zeitwaage bei der Gangprüfung in verschiedenen Lagen zeigt das SeaGull hervorragende Werte. Weder in den liegenden, noch in den hängenden Lagen weicht das Werk mehr als sieben Sekunden auf 24 Stunden ab, bei Vollaufzug beträgt die Amplitude gar 300 Grad und die Abweichung nur knapp drei Sekunden. Das ist ein sehr guter Wert. Einziger Wermutstropfen ist beim Blick durch den Boden die Verzierung. Zwar ist das SeaGull-Kaliber mittlerweile auch mit echtem Genfer Streifen-Schliff zu haben, in dieser Uhr kommt jedoch noch die Version mit aufgeprägtem Schliffdekor zum Einsatz. Dafür ist das Lederband weich, riecht nach Leder und ist nach kurzem Eintragen sehr angenehm am Arm

Das gilt auch für die rosévergoldete Uhr mit PVD-schwarzem Lünettenring, das Modell Evolution 2131 (199,95 Euro). Das Modell in Roséplattierung (PVD) kommt an einem Lederband in Sattelbraun, auch hier ist der Tragekomfort sehr gut. In diesem Modell kommt ein SeaGull ST 25 mit automatischem Aufzug zum Einsatz, das neben der kleinen Sekunde auf neun Uhr auch das Datum zeigt. Als besonderes Detail zeigt eine Gangreserveanzeige im unteren Zifferblattbereich die verbliebene Restlaufzeit an. Neben der vollen Leuchtausstattung, die auch die Gangreserve umfasst, gefallen auch Details wie die schwarze Datumsscheibe. Auch hier gilt: Zifferblatt, Zeigersatz und auch das Werk sind gut verarbeitet. Das ST 25 trägt sogar echte Schliffe, ein großzügiger Perlschliff veredelt das Uhrwerk. Das Uhrwerk läuft auf der Zeitwaage minimal schlechter als das Handaufzugwerk: Mit durchschnittlich + 15 Sekunden könnte die Regulierung besser sein, zudem ist der Abfallfehler mit 0,4 ms relativ hoch. Die Maßnahme einer Gangkorrektur nach der Eintragezeit von vier Wochen ist natürlich gegeben, zumal der deutsche Parnis-Importeur Watchner auch zwei Jahre Gewährleistung mit einem eigenen Service bietet.

Komplett in schwarzem PVD kommt die GMT-Variante daher, zum Preis von 199,95 Euro. Auch hier ist das Gehäuse gut verarbeitet, die Lünette glänzend und der Korpus ist satiniert bzw. matt beschichtet. Neben dem Datum und der kleinen Sekunde verfügt das verbaute SeaGull ST 25 über die Anzeige einer zweiten Zeitzone bzw. eine 24-Stunden-Anzeige. Diese lässt sich in Stundenschritten verstellen und arbeitet präzise. Zum genauen Einstellen der Uhrzeit stoppt die Unruhe beim Ziehen der Krone. Eine manuelle Korrektur der Uhrzeit ist indes nicht häufig nötig: Auf der zeitwaage liegen die Gangwerte zwischen + 5 Sekunden/24h und + 11 Sekunden/24h, je nach Lage. Am Arm entwickelt die Uhr einen konstanten Vorgang von 9 Sekunden/Tag.

Alle drei Uhren haben noch zwei weitere Details gemeinsam: Beim Entfernen des Gehäusebodens kommt ein sorgfältig verschraubter Metallring als Werkhalter zum Vorschein. Plastik sucht man hier vergebens – ein wertiges Detail, das bei diesem Preis nicht unbedingt zu erwarten ist. Für Uhrenträger, die gerne ihre Bänder wechseln: Die Bandstege sind solide verschraubt. Mit dem richtigen Schraubendreher ist das kein Problem, Grobmotoriker kommen sicher besser mit Federstegen zurecht.

Fazit: Erstaunlich viel Uhr für das Geld. Saphirglas, das Gehäuse aus sehr sauber verarbeitetem Edelstahl und dazu absolut alltagstaugliche Gangwerte. Nicht zu vergessen sei die sehr gute Ablesbarkeit am Tag und auch in der Nacht und die hochwertigen Armbänder, die wirklich zu gefallen wissen und auch an wesentlich teureren Uhren nicht besser sind. Parnis hat damit den Schritt von den Look-a-Likes hin zu eigenständigen Uhren geschafft, die mehr Wert sind als nur einen Blick.

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